Pressemitteilung |

Frauenärztinnen und Frauenärzte ermahnen zum Erhalt der Sicherstellung des Zugangs zur ambulanten Gesundheitsversorgung – Aktionen für mehr Aufmerksamkeit geplant

Eine zeitnahe Gesundheitsversorgung im Krankheitsfall sowie präventive Gesundheitsaktivitäten wie Impfungen und Früherkennungen sind essenzielle Bestandteile der medizinischen Grundversorgung. Es ist gesellschaftliche Pflicht, für diese Belange ein funktionierendes und flächendeckendes Gesundheitssystem zu unterhalten, das für alle gleichermaßen und zudem überall leicht zugänglich ist. Der Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF) macht durch verschiedene Aktionen darauf aufmerksam, dass die aktuellen gesundheitspolitischen Vorhaben so schädlich wie wegweisend sind, wenn es um die nachhaltige Sicherstellung des Zugangs zur ambulanten Gesundheitsversorgung geht. Gleichzeitig ermahnt der Verband den Ansatz der Diffamierung der Ärzteschaft im Zuge der Debatte um Kürzungen an: Dieses Vorgehen ist einer sachlichen Meinungsverschiedenheit nicht würdig und wird vor allen Dingen einer sich zuspitzenden Krisenlage nicht gerecht.

Es sind sachlich falsche Begriffe, wie „Bonus“ und „Anreiz“ oder „Mitnahmeeffekte“ gefallen, die ein falsches Bild von Ärztinnen und Ärzten projizieren, wenn es diesen Leistungserbringern – so die umgangssprachliche Bezeichnung dieser Rolle im Gesundheitssystem – darum geht, eine funktionierende Versorgung aufrechtzuerhalten. Eine Verlagerung der Diskussion auf „gefühlte Meinungen“, die auch in die Öffentlichkeit getragen wird, nimmt zuletzt in Debatten immer mehr Raum ein. Dieses Vorgehen ersetzt jedoch keine Argumente. Der BVF plädiert für einen gesunden Diskurs und eine offene Debatte, bei der relevante Meinungen gehört und nicht sofort ausgegrenzt werden. „Ärztinnen und Ärzte haben eine Fürsorgepflicht für ihre Patientinnen, die sich auf die Fürsorgepflicht ihrer Angestellten ausdehnt. Wir sind alltäglich auf gangbare Arbeitsabläufe und anforderungsgerechte Zeitfenster bei der Versorgung angewiesen, wenn wir den Behandlungsbedürfnissen unserer Patientinnen adäquat nachkommen wollen“, betont Dr. Klaus Doubek vom Berufsverband der Frauenärzte e.V. „Wir bewältigen bereits Tag für Tag eine durchökonomisierte Versorgung und wir möchten Strukturen abwenden, die letztlich keinem der Beteiligten, insbesondere den Patientinnen nicht gerecht werden.“ Nachhaltigkeit im Gesundheitssystem bedeutet, die Versorgungsleistung so zu gestalten, dass sie kurativ und präventiv möglichst erfolgreich ist.

Appell für mehr Expertise und Diskussionskultur bei versorgungsrelevanten Entscheidungen

Der BVF sieht die Notwendigkeit, dass Entscheidungen über die Verteilung begrenzter Mittel im Gesundheitswesen oder gar bereits Rationierungen, generell in dem Bemühen um transparente und vernünftig nachvollziehbare Gründe diskutiert und verantwortet werden sollten. Versorgungsdaten des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (ZI) sollten in der Diskussion ebenso einbezogen werden wie die Argumente und Faktenlage, die von verschiedenen fachärztlichen Verbänden und Dachverbänden formuliert wurden. Für uns Fachärzte stellt sich die Frage, wie ernsthaft versorgungsrelevante Belange, die von den Leistungserbringern in Klinik und Praxis vorgetragen werden, jetzt und künftig bei politischen Entscheidungen einbezogen werden. Konstruktive Diskussionen sind zwingend notwendig, wenn eine Entscheidung zwischen mehreren Optionen getroffen werden muss. Gerade in Krisenzeiten ist Expertise und Diskussionskultur besonders wichtig. Keine Expertise der Welt entlässt die Regierenden jedoch aus der politischen Verantwortung. Die ist momentan groß, wenn es um die Gestaltung der Rahmenbedingungen für die medizinische Versorgung in Deutschland geht.

Aktionen für mehr Aufmerksamkeit für versorgungsrelevante Belange

In den zurückliegenden Tagen hat sich der BVF bereits auf Landesebene durch verschiedene Aufklärungs- und Protestaktionen auch mit anderen Facharztgruppen solidarisiert. Weitere Aktionen samt Diskussionsrunden werden in den nächsten Tagen regional an anderen Stellen folgen, dabei wird es unter anderem in Bayern, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen auch zu angekündigten Praxisschließungen kommen. Nur die Akutversorgung soll durch fachärztliche, kollegiale Vertretung und ärztlichen Bereitschaftsdienst aufrechterhalten werden.