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Oropouche-Virus: Risiken für Schwangere und ungeborene Kinder durch mückenübertragene Infektionen in Lateinamerika

Das Oropouche-Virus (OROV) ist ein tropisches, durch Insekten übertragenes RNA-Virus, das meist eine fieberhafte, grippeähnliche Erkrankung verursacht. Seine Bedeutung nimmt durch ein zunehmendes Ausbruchsgeschehen in Lateinamerika und potenzielle Risiken für (reisende) Schwangere zu. Bei symptomatischen Reiserückkehrenden ist auch an diese Infektion zu denken.

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Während der Schwangerschaft gelten bestimmte durch Mücken übertragene Erkrankungen als besonders problematisch, da sie sowohl für die werdende Mutter als auch für das ungeborene Kind schwerwiegende Folgen haben können. Zu den wichtigsten mückenübertragenen Erkrankungen zählen Zika, Malaria, Dengue und Chikungunya. Auch eine Infektion mit dem Oropouche-Virus wird bei Schwangeren in Verbindung mit Fehlbildungen (z.B. Mikrozephalie), Fehlgeburten und Totgeburten gebracht – die Datenlage ist jedoch noch unklar und wird weiter erforscht. In Europa und Deutschland wurden bisher nur reiseassoziierte Fälle bekannt (1).

Oropouche-Virus in Lateinamerika deutlich weiter verbreitet als bisher angenommen

Das seit den 1950er Jahren beschriebene Virus wird in Lateinamerika von verschiedenen Mückenarten übertragen. Lange Zeit wurden nur wenige Fälle pro Jahr gemeldet, seit Ende 2023 ist die Zahl der Infektionen auf mehr als 20.000 Fälle pro Jahr gestiegen, wie ein Team im Fachjournal „The Lancet Infectious Diseases“ um Ko-Autor Professor Dr. Jan Felix Drexler aktuell schreibt. Die Gründe dafür sind unklar, der Vergleich von Blutproben weist jedoch darauf hin, dass das Infektionsgeschehen von Jahr zu Jahr schwankt. Die Forscher gehen davon aus, dass Klimafaktoren wie Regen und Temperatur großen Einfluss auf das Verbreitungsgeschehen haben.

Bei fieberhafter Erkrankung nach Aufenthalt in Risikogebieten an Laboruntersuchung denken

Bei Schwangeren, die reisebedingt einem erhöhten Risiko für mückenübertragene Erkrankungen ausgesetzt waren, sollten Ärztinnen und Ärzte bei Symptomen wie unklarem Fieber, Kopf-, Muskel-, Gelenk- und Gliederschmerzen (neben Dengue-, Zika- und Chikungunya) auch an eine Oropouche-Infektion und ggf. Labordiagnostik denken. Besorgniserregend sind im Zusammenhang mit Hinweise auf eine mögliche vertikale Übertragung der Infektion von der Mutter auf das Kind. Das Risiko für Schädigungen des Ungeborenen (z.B. Mikrozephalie) scheint beim Oropouche-Virus nach aktuellem Kenntnisstand aber geringer zu sein als bei Zika (3).

Aufklärung und Prävention durch konsequenten Mückenschutz

Für das Oropouche-Virus und die wichtigsten mückenübertragenen Erkrankungen (Zika, Malaria, Dengue, Chikungunya) existieren keine zugelassenen und empfohlenen Impfstoffe für Schwangere. Der beste Schutz besteht daher in der konsequenten Vermeidung von Mückenstichen in Risikogebieten durch Vermeidung von Reisen oder durch lückenlose Anwendung physikalischer Schutzmaßnahmen (Netze, Repellents, Kleidung) – siehe auch RKI: Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQ) zu mückenübertragenen Erkrankungen.

Quellen und weitere Informationen:

  1. Robert Koch-Institut (RKI): Epidemiologisches Bulletin 31/2024 (1. August 2024)
  2. The spatiotemporal ecology of Oropouche virus across Latin America: a multidisciplinary, laboratory-based, modelling study; The Lancet Infectious Diseases; April 14, 2025; DOI: 10.1016/S1473-3099(25)00110-0
  3. Pressemitteilung Charité – Universitätsmedizin Berlin: Der rätselhafte Erreger: Oropouche-Virus in Lateinamerika häufiger als gedacht (14.04.2025)
  4. Robert Koch-Institut (RKI): Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQ) zu mückenübertragenen Erkrankungen (11.6.2024)