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Aktuelle S2k-Leitlinie gibt klare Vorgaben zur Prävention, Erkennung und Behandlung von konnatalen CMV-Infektionen

Die neue AWMF-Leitlinie 093/003 „Prävention, Diagnostik und Therapie der CMV-Infektion bei Schwangeren und der konnatalen CMV-Infektion bei Neugeborenen und Kindern“ legt das Management der CMV-Infektion bei Schwangeren sowie Neugeborenen und Kindern auf der Basis des aktuellen wissenschaftlichen Stands dar: Eine hilfreiche Basis für ein einheitliches Vorgehen, bei dem die diagnostischen Methoden mit Strategien zur Prophylaxe und antiviralen Therapie sinnvoll kombiniert werden.

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Die konnatale CMV-Infektion stellt in Deutschland das infektiologische Hauptproblem für Schwangere und ihre Neugeborenen dar. Insbesondere CMV-Primärinfektionen während des ersten Trimenons verursachen nach materno-fetaler Übertragung der Erreger auf das Ungeborene fetale Erkrankungen, die sich nach der Geburt in mitunter schweren, lebenslangen Schädigungen des zentralen Nervensystems und der Organe darstellen (u.a. Hörstörungen, bis zu ein- oder beidseitiger Taubheit und bei Nichtbehandlung Entwicklungsstörungen).

Managementempfehlungen zur Aufklärung, Labordiagnostik und Therapie

Derzeit ist keine schützende Impfung zur Verhinderung der CMV-Infektion verfügbar. Schwangere können CMV-Infektionen aber durch entsprechende Hygiene- und Verhaltensmaßnahmen vermeiden, wofür eine zielgerichtete Beratung wichtig ist. Belegt ist zudem, dass sich nach sicher bestätigter Labordiagnose der CMV-Primärinfektion der Schwangeren materno-fetale Übertragungen durch antivirale Chemotherapie verhindern lassen. Ebenso können antivirale Medikamente die Erkrankung bei konnatal infizierten Neugeborenen positiv beeinflussen.
Der Einsatz von CMV-Hyperimmunglobulin  zur Senkung der Transmissionsrate wird nur noch für den Fall einer Kontraindikation von antiviralen Medikamenten, z. B. bei Niereninsuffizienz der Schwangeren, als individueller Heilversuch erwähnt.
Die Leitlinie stellt die aktuell empfohlenen Vorgehensweisen und Maßnahmen zur Prävention und dem Management der CMV-Infektion bei Schwangeren über verschiedene Fragestellungen und abgestufte Fragestellungen übersichtlich zusammen. Die vorliegende S2k-Leitlinie beschreibt darüber hinaus die derzeit möglichen und empfohlenen Maßnahmen bei cCMV-Infektion von Neugeborenen und Kindern.

Hinweise zur Beratung in der Praxis

Im Folgenden sind einige wichtige Punkte zusammengefasst, die bei präkonzeptioneller Beratung und Betreuung von Kinderwunsch-Paaren und Schwangeren beachtet werden sollten:

  • Zur Verhinderung von CMV-Primärinfektionen bei Schwangeren sollen Frauen mit Kinderwunsch präkonzeptionell – spätestens jedoch bei Feststellung der Schwangerschaft – über die Risiken einer CMV-Primärinfektion, aber auch der Reinfektions- oder Reaktivierungsmöglichkeit in der Schwangerschaft aufgeklärt werden. Das gilt insbesondere auch für Frauen und ihre Partner, die eine assistierte reproduktionsmedizinische Maßnahme planen sowie ebenfalls für Frauen, die die Nutzung von Samenbanken planen.
  • Seronegative Mütter sollten nach der Geburt ihrer Kinder bezüglich der Maßnahmen zur Vermeidung einer CMV-Infektion bei einer etwaigen Folgeschwangerschaft beraten werden
  • Spätestens bei Feststellung der Schwangerschaft sollten Frauen mit unklarem CMV-Status die Bestimmung des aktuellen CMV-Infektionsstatus angeboten werden, was auch vor assistierten reproduktionsmedizinischen Maßnahmen erfolgen sollte. (Entsprechende Details zur Labordiagnostik sind der AWMF-Leitlinie 093/001, „Labordiagnostik schwangerschaftsrelevanter Virusinfektionen“ zu entnehmen.)
  • Alle Schwangeren – auch Schwangere mit präkonzeptionell positivem CMV-Infektionsstatus – sollen beraten werden, Hygieneregeln zum Schutz vor CMV-Primär- oder Reinfektionen anzuwenden.
    Dies gilt vor allem für Kontakte mit dem Speichel und dem Urin der Kinder bis zum Alter von 3 Jahren.

Zur Langfassung der Leitlinie Prävention, Diagnostik und Therapie der CMV-Infektion bei Schwangeren und der konnatalen CMV-Infektion bei Neugeborenen und Kindern beim AWMF Leitlinien-Register: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/093-003 

Quelle:

(Fachliche Unterstützung: Dr. med. Michael Wojcinski)