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Sicher versorgen – Konflikte entschärften: Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF) zum Tag der gewaltfreien Kommunikation am 6. Oktober

Beschimpfungen, Drohungen, Übergriffe – viele Praxisteams erleben eine Verrohung des Umgangs. Eine KBV-Befragung unter 7.580 Ärztinnen und Ärzten, Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten sowie Praxismitarbeitenden zeigt, dass 80 Prozent im Jahr 2023 verbale Gewalt und 43 Prozent in den vergangenen fünf Jahren sogar körperliche Gewalt erlebt haben (1). Der Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF) betont daher, dass die deeskalierende, gewaltfreie Kommunikation kein „Nice-to-have“, sondern medizinische Kernkompetenz darstellt. Diese schützt Ärztinnen und Ärzte sowie ihre Mitarbeitenden, schafft Vertrauen und steigert damit die Sicherheit aller.

Gesprächsführung in der Praxis_(c) DjelicS_iStock-1180820371

Eskalationen entstehen oft dort, wo Schmerzen, Scham, Unklarheiten im Ablauf, Wartezeiten oder Erwartungen aufeinandertreffen. Gerade in der Frauenheilkunde sind intime Untersuchungen und Diagnosen, die mit unterschiedlichen Gefühlen wie Verlegenheit, Angst, Hoffnung oder Trauer einhergehen können, Teil des Praxisalltags. Prävention beginnt deshalb mit früher Deeskalation: ruhige Ansprache, transparentes Informieren (z. B. zu Verzögerungen bei Wartezeiten), konsequentes Halten von Distanz und eine konsistente Teamlinie, auch etwa gegenüber Familienangehörigen von Patientinnen. Hilfreich sind vorab vereinbarte Stoppsätze („Ich helfe Ihnen gern – aber nicht in diesem Ton.“), das konsequente Dokumentieren von Vorfällen sowie das klare Benennen von Grenzen bis hin zum Hausrecht.

Gemeinsame Absprachen im Team

Für die Teamvorbereitung gilt: Rollen klären (wer spricht, wer holt Hilfe), Signale bzw. Codewörter für Unterstützung festlegen und regelmäßige Teamsitzungen mit Raum für Fallbesprechungen und Übungen ansetzen. Das KBV-Qualitätszirkel-Modul empfiehlt dazu ein strukturiertes Vorgehen mit Analyse und Simulation; Ziel ist, deeskalierende Techniken zu trainieren und sie ins Praxisteam zu tragen.

Räumliche und organisatorische Prävention

Zur strukturellen Prävention zählen eine beruhigende, übersichtliche Praxisumgebung, freie Fluchtwege, Tresen und Schreibtische als Barriere, Sitzordnung mit kurzer Distanz zur Tür, sichere Aufbewahrung potenzieller Gefährdungsgegenstände sowie – wo sinnvoll – Alarmknöpfe an Empfang und in Behandlungszimmern. Separate Bereiche für bekannte Risikokonstellationen können helfen.

Vorgehen nach Gewaltvorfällen

Nach Vorfällen sind polizeiliche Einbindung, kollegiale Nachbesprechung und Fürsorge maßgeblich; Verletzungen sollten rechtsmedizinisch dokumentiert werden. Fortbildungen zu Deeskalation für Ärztinnen bzw. Ärzte und Praxismitarbeitenden werden empfohlen. Gewaltvorfälle sollten unbedingt bei der zuständigen Landesärztekammer gemeldet werden. Die Länder können dafür unterschiedliche Stellen, Ansprechpartner und Portale besitzen.

Deeskalierende, gewaltfreie Kommunikation ist ärztliche Kernkompetenz und Teil der Sicherheit für alle: Die Patientinnen und ihre Angehörigen sowie das gesamte Praxis-Team. Was wirkt, ist die Kombination aus trainierter Gesprächsführung, klaren Teamabsprachen und zweckmäßiger Praxisorganisation – systematisch umgesetzt und regelmäßig geübt. Das KBV-Qualitätszirkel-Modul enthält neben Informationen zur Entstehung von Gewalt vor allem zahlreiche praktische Hilfestellungen zum Umgang mit eskalierenden Konflikten: Darunter etwa Fallbeispiele wie mit drohenden oder ungeduldigen Patienten umgegangen werden kann oder wie bei der Androhung von körperlicher Gewalt reagiert werden kann.

Quellen und weiterführende Informationen:

(1) KBV: Gewalt in Praxen – Ergebnisse der Online-Befragung (7.580 Teilnehmende) vom 13. September 2024
(2) KBV: Qualitätszirkel-Modul „Prävention und Gewalt sowie Deeskalation in der Praxis“ vom März 2025
(3) Informationen über Gewaltprävention in Praxen über www.bvf.de

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