Unsere Rolle bei der Osteoporose ist präventiv: Wir erkennen Risiken, beraten zu Lebensstil und, wo medizinisch sinnvoll – zu einer Hormonersatztherapie. Bei Notwendigkeit können wir uns zeitgerecht mit Kolleginnen und Kollegen der Osteologie bzw. Orthopädie in Diagnostik und Therapie vernetzen. So entsteht eine Versorgungskette, die Frakturen verhindern kann, bevor sie passieren.
erklärt Dr. Klaus Doubek, Präsident des BVF.
Warum Frauen besonders betroffen sind – Wechseljahre im Blick
Die Osteoporose betrifft häufiger Frauen und tritt vermehrt nach der Menopause auf. Mit der Menopause beschleunigt der Östrogenabfall den Knochenabbau. Die Prävalenz liegt bei Frauen im Alter von 50-60 Jahren bei etwa 15 Prozent. Im Alter von mehr als 70 Jahren liegt sie bei 45 Prozent. (1) Einige Frauen entscheiden sich für die Behandlung von vasomotorischen Beschwerden (etwa starken Hitzewallungen) zu einer Hormonersatztherapie. Der Positiveffekt dabei ist: die Östrogene beugen zugleich Knochenverlust und Frakturen vor. Allerdings passt eine Medikamenteneinnahme nach einer ausführlichen Nutzen-Risiko-Abwägung nicht zu allen Frauen (2). Hier hilft eine Lebensstilanpassung, die sowohl bei menopausalen Beschwerden, aber auch bei der Knochengesundheit unterstützt.
Den Lebensstil anpassen – idealerweise vor, während und nach den Wechseljahren
Ein gesundheitsförderlicher Lebensstil kann zahlreiche Beschwerden um die Wechseljahre lindern und zudem präventiv für die Knochengesundheit wirken.
- Bewegung: 2- bis 3-mal die Woche Krafttraining und Balance-Training einplanen, auch ein moderates Ausdauertraining, wie zügiges Gehen oder Radfahren.
- Ausreichende Protein-Aufnahme: eine ausreichende Protein-Aufnahme über die Ernährung unterstützt die Muskulatur – ab 65 Jahren etwa 1 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht.
- Zielgerichte Kalzium-Aufnahme: In grünem Gemüse, Nüssen und Samen, Milchprodukten und in kalziumreichen Mineralwasser findet sich der Mikronährstoff, von dem etwa 1.000 Milligramm pro Tag empfohlen werden.
- Vitamin-D-Mangel vermeiden: Gerade in den dunkleren Herbst- und Wintermonaten sollte auf einen ausreichenden Vitamin-D-Zufuhr gedacht werden.
- Ein gesundes Gewicht halten oder erreichen: Sowohl Untergewicht als auch Übergewicht schaden der Gesundheit. In den Wechseljahren kann eine Gewichtsreduktion auf Normalgewicht vasomotorische Beschwerden lindern, gleichzeitig trägt Normalgewicht (im Gegensatz zu Untergewicht) zur Knochen- und Muskelgesundheit bei.
- Rauchen aufgeben, Alkohol beschränken: Nikotin beschleunigt den menopausalen Knochenverlust und steht mit einer früheren Menopause in Zusammenhang; übermäßiger Alkoholkonsum schwächt die Knochen und erhöht das Sturzrisiko.
- Schlaf und Stress optimieren: Ein ausreichender Schlaf, gefördert durch kühle Schlafumgebung, feste Zeiten, reduziertem Stress, fördert die Gesamtgesundheit und kann die Belastungen durch menopausale Beschwerden lindern.
- Ernährungsmuster optimieren: viel Gemüse und Obst, qualitativ hochwertige Eiweißquellen, ausreichende Energiezufuhr, weniger stark verarbeitete Fette und Zucker.
Knochenstärke nach dem Absetzen einer HET
Knochengesundheit gehört in die frauenärztliche Sprechstunde – besonders in den Wechseljahren. Ein eigenständiges Osteoporose-Screening ist in der gynäkologischen Früherkennung seitens gesetzlicher Regelversorgung nicht vorgesehen; umso wichtiger sind Beratung, Risikocheck und die indikationsgeleitete Überleitung zu einer Knochendichtemessung sowie in die spezialisierte Therapie. Neue Daten zeigen zudem: Nach Absetzen einer menopausalen Hormontherapie kommt es zunächst zu einem vorübergehenden Anstieg des Frakturrisikos; langfristig vermindert sich dieses Risiko wieder und kann in höherem Alter wieder unter dem Niveau von Nie-Anwenderinnen liegen – ein weiterer Grund, Knochenstatus und Präventionsstrategie am Ende einer Hormonersatztherapie im Blick zu haben. (4)
Quellen und weiterführende Informationen:
(3) https://leitlinien.dv-osteologie.org/