Fachliche Meldung |

Fachgesellschaften veröffentlichen Empfehlungen zum Umgang mit aktuellen Tamoxifen-Lieferengpässen

Seit Anfang des Jahres zeichnet sich ein Lieferengpass bei dem Antiöstrogen Tamoxifen ab, über den auch das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) informiert hat. Der Engpass betriff momentan vor allem die 20 mg-Tabletten. Tamoxifen wird in mehreren Indikationen eingesetzt und in Leitlinien empfohlen. Es ist als unverzichtbarer Bestandteil der Therapie von unseren Patientinnen mit Hormonrezeptor-positivem Mammakarzinom zu bewerten, sowohl in der kurativen als auch in der palliativen Behandlungssituation. Die Zahl der betroffenen Patientinnen ist hoch.

(Ergänzung vom 16.02.2022: Bitte beachten Sie hierzu auch die BVF-News zu ergänzenden Informationen des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) vom 15.02.2022 zum Thema "Tamoxifen-Engpass: BfArM reagiert zur Sicherstellung von Versorgung und Erstattung")

Es müssen daher kurzfristig alle erforderlichen Maßnahmen getroffen werden, um einen Versorgungsengpass zu verhindern und den Lieferengpass bei Tamoxifen zu beenden. Daher unterstützt der BVF die aktuelle Information der Fachgesellschaften zum Umgang mit der Problematik, die Ihnen als behandelnde Ärztinnen und Ärzte als wichtige Grundlage und Orientierung dienen soll, u.a.:

  • Die empfohlene Dosierung von 20 mg/Tag beim Mammakarzinom kann auch durch Verwendung von 10 mg-Tabletten erreicht werden.
  • In einigen Indikationen kann Tamoxifen temporär durch andere Formen der endokrinen Therapie ersetzt werden, wenn keine Kontraindikationen vorliegen.
  • Der Ersatz von Tamoxifen durch andere Formen der endokrinen Therapie ist mit einer höheren Nebenwirkungsrate belastet.

Hier können Sie die vollständige Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG), die gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Senologie e.V., der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie e.V., der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e.V. und der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. formuliert wurde, abrufen.

Diese Ausführungen sollen Ihnen in der Praxis helfen, eine vertrauensvolle Lösung für unsere Brustkrebspatientinnen zu finden, ferner Sorge und Beunruhigung abzubauen. Der aktuelle Lieferengpass wurde bereits bei der KBV platziert. Nach deren dortiger Auskunft soll der Originalanbieter ab Mitte Februar wieder lieferfähig sein.

Ein konsequentes Vorgehen gegen Engpässe mahnt der BVF seit Jahren wiederholt an

Nach unzähligen Forderungen an die Politik, in den Resolutionen der Vertreterversammlungen der Landes-KVen und Delegiertenversammlungen der Landesärztekammern und Beschlüssen auf Deutschen Ärztetagen, an denen Mandatsträger des BVF teilgenommen haben, wurde das Thema der Sicherstellung in der Arzneimittelversorgung seit langer Zeit und wiederholt gegenüber der Politik angemahnt.

Dass auf Bundesebene das Thema der Tamoxifen-Verknappung bekannt ist und unsere frauenärztlichen Handlungsoptionen bei onkologischen Therapien nachvollziehbar formuliert sind, kann uns für die Zukunft – bspw. bei ungerechtfertigten Prüfanträgen durch die Kassen – eine hilfreiche Grundlage sein.